Als Horrorfilm-Fan (vor allem die lebenden Toten haben es mir angetan) schaue ich jeden Streifen, der mir unter die Finger kommt. Natürlich gibt es auch in diesem Genre gute und schlechte Werke. Mitte 2020 wurde ich, wieder einmal, Zeuge eines grottenschlechten Streifens, dessen Titel mir schnell wieder entfallen ist. Zwei unwiderbringliche Stunden meines Lebens fielen einem üblen Machwerk zum Opfer, dass mich dennoch zum nachdenken brachte. Wer hat das Drehbuch geschrieben und welche Drogen hat er vorher eingeworfen? Wer hat das Projekt durchgewunken? Woher zum Teufel bekommen sie die finanziellen Mittel für so einen geistigen Dünnpfiff?
Ich ging auf die Toilette und dachte nach. Wirklich. Besser gesagt, ich stellte mir Fragen. Warum wird (in den meisten Filmen) nicht erklärt, wie es zu dieser Z-Apokalypse kam? Die Handlung besteht nur aus dem Überlebenskampf der Protagonisten und das Ende bleibt offen. Nichts gegen gut gemachte Masken und tolle Effekte, aber solche Filme lassen mich sehr unbefriedigt zurück. Also entwickelte ich die Idee einer Kreatur, deren Biss Menschen in Untote verwandelt, die wiederum andere infizieren (Nichts wirklich neues, ich weiß). Aber woher sollte diese Kreatur kommen und wer sollte sie stoppen? Das Mann-gegen-Mann-Prinzip, das am Ende vieler Filme steht, schien mir perfekt für einen guten Showdown. Aber wer sollte der Hauptcharakter sein?
Ich erzählte meiner Freundin von der Idee. Sie hörte mir aufmerksam zu und sagte nur: "Worauf wartest du? Fang an." Gesagt, getan. Obwohl ich schon einiges geschrieben hatte, war der Start mehr als holprig. Ich wusste nicht, wie ich mit der Geschichte anfangen sollte. Irgendwann kam mir ein Stilelement in den Sinn, das Filmemacher oft verwenden. Ich fange einfach mit dem Ende, dem letzten Kapitel, an. Es funktionierte perfekt. Obwohl es für einen Roman ungewöhnlich ist, unterteilte ich auch die Story in einzelne Abschnitte, was das Schreiben erleichterte. Neben meiner Tastatur liegt stets ein Block, um mir plötzlich auftretende Geistesblitze zu notieren. Wenn ich eines gelernt habe, dann das die Kreativität beim Schreiben kommt.
Ich habe mir nicht den Kopf über Zeichensetzung, Interpunktion und Formatierung zerbrochen, das haben andere für mich gemacht. Mir ging es nur um den Inhalt meiner Geschichte, dass sie logisch und stimmig ist. Was als einfache Idee begann, entwickelte sich zu einer komplexen Geschichte, deren Charaktere sich weiter entwickelten, als ich es mir vorgestellt hatte. So wurde der Funker Dimitrij, der ursprünglich als Nebenfigur gedacht war, zu einem meiner Lieblinge. Dasselbe galt für Bartosz, der eigentlich nur Licht in die Geschichte bringen sollte. Es war mir wichtig, meine Geschichte so gut wie möglich mit der Realität zu verbinden (Ja, ich weiß, da laufen Untote herum!), mich an Naturgesetze zu halten und nicht mehr Kugeln fliegen zu lassen, als die Waffe im Magazin oder der Trommel hat. Recherchearbeit nahm einen Großteil der Zeit ein, was ich zu Beginn unterschätzt habe. Zusätzlich flossen Elemente ein, die bei einigen Leuten als Verschwörungen angesehen werden.
Was als Einzelroman begann, wurde nur aus einem Grund zur Trilogie. Ich gab das unfertige Skript einer Freundin, die es las und mir die entscheidende Frage stellte. "Wird Hardy am Ende gebissen?" Ich war verblüfft und musste zugeben, dass ich mir diese Frage nie gestellt hatte. Mein Ansatz war: Kreatur ist da und beißt Menschen - Held überlebt und begegnet Kreatur - Held tötet Kreatur - Alles ist gut - Ende. In diesem Moment wurde mir klar, dass meine Geschichte tiefer gehen musste. Die Erklärung, wie es zur Apokalypse kam und woher die Kreatur stammt, waren okay. Grusel- und leichte Splatterelemente waren auch genug vorhanden. Meine Gedanken überschlugen sich und ich läutete eine Diskussionsrunde ein, die mir neue Ansätze brachte.
Die Ideen nahmen kein Ende und schon bald wurde mir klar, das auch ein zweiter Roman nicht ausreichen würde, um die Geschichte so zu erzählen, wie ich es mir ausmalte. Das Konzept wurde auf eine Trilogie erweitert. - Ganz nebenbei, die Untertitel der Buchreihe habe ich mir immer erst nach Beendigung der Romane ausgedacht, damit sie halbwegs zum Inhalt passen.
Nachdem der erste Teil umgeschrieben und angepasst war, ging mir der Zweite relativ leicht von der Hand, da die Story und die Charaktere bereits vorhanden waren. Der dritte Teil hat mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant. Trotz vieler Notizen, um alle offenen Fragen zu klären, fehlte mir das Material, um auf eine akzeptable Seitenzahl zu kommen. Da diese Bücher wie Action- und Horrorfilme geschrieben sind, habe ich kurzerhand noch etwas Action und Spannung eingebaut, obwohl das Ende bereits geschrieben war.
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, das es nur Spaß gemacht hat. Da ich meinen Lebensunterhalt als Autor noch nicht finanzieren kann, muss ich natürlich weiterhin arbeiten. Viele Rückschläge und finanzielle Aspekte haben dieses Projekt ausgebremst, weshalb ich manchmal wochenlang nicht zum Schreiben gekommen bin. Die Idee, meine Werke gleich in englischer Sprache übersetzen und als Hörbücher (bislang nur in englisch!) einlesen zu lassen, hat nur Geld verzerrt. Ich habe gelernt mich nicht mehr unter Druck zu setzen, um ein Buch fertig zu kriegen und endlich zu veröffentlichen. Nur eines werde ich nie wieder tun - Eine Trilogie schreiben.